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Internationaler Tag der Vermissten. Jedes Jahr gehen Tausende Anfragen beim DRK-Suchdienst ein

Dr. Hilde Heij, Leiterin Suchdienst im DRK-Landesverband Nordrhein

Düsseldorf, 30.08.2019. 74 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges verlangen immer noch Tausende Menschen in Deutschland nach Klärung des Schicksals ihrer Angehörigen, die in Folge dieses Krieges oder aufgrund von Flucht und Vertreibung vermisst werden. „Allein im ersten Halbjahr 2019 gingen insgesamt 4.778 Anfragen dazu beim DRK-Suchdienst ein. Das Interesse in vielen deutschen Familien an dem Schicksal ihrer im Krieg oder durch Vertreibung vermissten Angehörigen ist nach wie vor sehr groß. Viele wollen Klarheit darüber, was damals wirklich passiert ist. Wir rechnen mit nahezu 9.000 Anfragen im gesamten Jahr. 2018 waren es 8.939 Fälle“, erklärte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt zum Internationalen Tag der Vermissten, der am 30. August begangen wird.

Leicht rückläufig sind bundesweit dagegen die Anfragen bei der internationalen Suche nach Menschen, die aktuell durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht oder Migration getrennt wurden. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 erreichten den DRK-Suchdienst hierzu 1.034 neue Anfragen, im gesamten vergangenen Jahr waren es 2.291 Fälle. „Für uns besteht bei der Suche die größte Schwierigkeit darin, dass die suchenden Personen oftmals nicht sagen können, in welchem Transit- oder Zielland sie ihre Angehörigen vermuten“, sagte Dorota Dziwoki, Leiterin der Suchdienst-Leitstelle im DRK-Generalsekretariat.

Dr. Hilde Heij, Leiterin des DRK-Suchdienstes im Landesverband Nordrhein betonte zum Internationalen Tag der Vermissten: „Es ist ein einfacher menschlicher Wunsch, zu wissen, was mit unseren Vorfahren geschehen ist. Hier gibt es noch einen Riesenbereich, der noch nicht aufgeklärt ist.“ Oft seien es Enkelkinder, die wissen wollen, was mit ihren Großeltern oder anderen Vorfahren passiert ist. „Man denkt vielleicht, in Zeiten von sozialen Medien ist es doch einfach jemanden zu finden. Aber so ist es nicht“, erklärt Heij. Auf der Flucht gingen Handys oder Handynummern verloren, in manchen Regionen gebe es auch schlicht keine Telefone.

Eine wichtige Rolle auf internationaler Ebene spielt die online-basierte Suche mit Fotos (www.tracetheface.org), die in Kooperation mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz erfolgt. Von September 2013 bis Dezember 2018 waren weltweit insgesamt 27.308 suchende und gesuchte Personen an Trace the Face beteiligt, 7.532 von diesen wurden über den DRK-Suchdienst erfasst. Bis Mitte Juli 2019 konnten beim Roten Kreuz 161 Trace the Face-Erfolgsgeschichten verzeichnet werden. „Über Trace the Face können Flüchtlinge, die nach vermissten Angehörigen suchen, ein Foto von sich selbst einstellen lassen und so auf ihre Suche aufmerksam machen“, erklärt Heij.

Derzeit wird weltweit nach mehr als 140.000 Menschen gesucht. Diese hohe Anzahl ist hauptsächlich auf die Situation und die bewaffneten Konflikte im Nahen Osten, insbesondere im Jemen, zurückzuführen. Der DRK-Suchdienst wird institutionell vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.